ZHT-Programm 2023
ZHT-Programm 2023
26.2.2023
Ab Januar 2023 werden jährlich drei Wechselausstellungen stattfinden, die sich mit Themen wie Baukultur und Regionalgeschichte befassen. Diese Ausstellungen sollen die bestehende Grubenmann-Dauerausstellung ideal ergänzen.
Den Anfang macht 2023 das Kollektiv NCCFN: Interdisziplinär – mittels Kunst, Textil und Fotografie – bearbeiten sie das dringliche Thema Überproduktion mit lokalem Blick auf globale Lieferketten. Im Juni folgt eine Ode ans Modell und das genaue Hinschauen: Das Duo Lang/Baumann ist bekannt für grossformatige Arbeiten. Ihre Ausstellung im Zeughaus Teufen legt allerdings einen Fokus aufs Kleinformat und ihre Modelle, die erstmals ausgestellt werden. Anhand dieser wird das Thema Kunst im öffentlichen Raum untersucht – in der Ausstellung sowie im Rahmenprogramm. Das Jahr beschliesst das Künstlerkollektiv GAFFA: Ihre pointierten Installationen überraschen und entziehen sich einer klaren Zuordnung.
Room Lines
Den Start allerdings macht die Lichtinstallation «Room Lines» im Erdgeschoss des Zeughaus. Es sind leuchtende Linien, die zu dreidimensionalen Körpern im Raum werden: Florian Bachmann und Marcus Pericin vom Farb-Licht-Zentrum der ZHdK zeigen mit ihrem Projekt «Room Lines» eine faszinierende Arbeit. Es sind schwebende Linien, die gleichzeitig lebendig und beruhigend wirken. Diese filigrane und minimalistische Inszenierung regt an, darüber nachzudenken, was Räumlichkeit ist und wie wir Raum wahrnehmen. Besucher:innen sind eingeladen, durch die Raumzeichnung zu gehen und so den architektonischen Raum neu zu erleben – je nach Standpunkt und Perspektive eröffnen sich neue Räume, Zwischenräume und Formen mit skulpturalen Wirkungen – oder der Raum verschwindet in der Zweidimensionalität.
Das Farb-Licht-Zentrum der ZHdK entwickelt prototypische Installationen, die Phänomene von Farbe, Licht und Raum sinnlich erlebbar machen. Mit «Room Lines» ist ein solches Projekt erstmals in Teufen zu sehen.
- Vernissage:
5. Februar 2023 – mit einem Set von Marc Jenny, 17 bis 18 Uhr - Rahmenprogramm:
Donnerstag, 9. Februar, 18 Uhr: Nordklang-Try-Out
Samstag, 11. Februar, 14 bis 17 Uhr: Raumlinien-Zeichnen mit Luisa Zürcher für Gross & Klein
NCCFN – Applied Utopia
Kollektive und Commoning sind spätestens nach der documenta 15 in Kassel ein zentrales Thema in der Kunst. Bereits seit 2017 arbeitet NCCFN gemeinschaftlich: Interdisziplinär mittels zeitgenössischer Kunst, Fotografie und Textil bearbeiten sie dringliche gesellschaftliche Themen.
Wie können und wollen wir in Zukunft leben, ohne unsere Lebensgrundlage zu zerstören? Wie können wir als Kollektiv lernen, neue Wege zu denken? Und wie kommen wir vom Wissen zum Handeln? Design und Kunst können einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Verständigungsprozess über Zukunftschancen und nachhaltige Entwicklung in unserer Gesellschaft leisten.
Über Jahrhunderte war die Ostschweiz die führende Region in der schweizerischen Textilindustrie. Praktisch in jedem Haus wurde gewoben, gesponnen oder gestickt. Um 1800 war der Kanton Appenzell Ausserrhoden der am dichtesten besiedelte Kanton der Schweiz, mit der Zeit entstanden auch im Appenzellerland einflussreiche Handelshäuser. Zwischen 1830 bis 1930 entwickelte sich die Maschinenstickerei. Durch die Maschine wurden die Produkte günstiger, da die Stoffe schneller hergestellt werden konnten – einer der Schritte, die unsere heutige Überproduktion erst möglich machten.
«Applied Utopia» ist ein Beitrag zur Debatte um die Zukunft von Textildesign im globalen Kontext sowie Design, Kunst und Schaffen im Kollektiv. Sie will anregen, über weltumspannende Lieferketten nachzudenken.
Doch welche Rolle spielt das eigene kollektive Schaffen? NCCFN – Nothing Can Come From Nothing – legt mit «Angewandte Utopie» einen besonderen Fokus auf die eigene Schaffensweise. Thema ist hier nicht nur die Produktion der Werke, sondern auch der Prozess, der zu gemeinschaftlichen Projekten führt. So wird scheinbar wertloses transformiert, neu geordnet, gesammelt und der Umgang mit utopischen Ideen schonungslos dokumentiert.
Die Ausstellung ist ein erlebbares Zeitdokument, das Erinnerungen teilt, Fragen aufwirft, die Besucher:innen in den Mittelpunkt stellt und einlädt, den eigenen Konsum und das eigene Tun zu reflektieren.
Vernissage:
1. April 2023
Lang / Baumann
Kleinformat im Grossformat: Bisher lagerten die Modelle von Lang/Baumann in deren Werkstätten – nun werden sie in einer Ausstellung im Zeughaus Teufen erstmals überhaupt zu sehen sein. Die Schau ist eine Ode ans Modell und das genaue Hinschauen.
Warum aber waren die Modelle im Prozess stets wichtig und sind es noch – auch in Zeiten von fotorealisitischen Renderings und computergenerierten Illustrationen? Diese und andere Fragen ergründet die Ausstellung und liefert Antworten. So fokussiert sie zum einen auf diesen besonderen Aspekt im Werk von Lang/Baumann und blickt auf deren Schaffen.
Die Ausstellung zeigt, wie Lang/Baumann seit dreissig Jahren mit Modellen gearbeitet haben, wie sich diese über die Jahre entwickeln und in welchem Kontext die Miniaturen zu den fertigen Projekten stehen. Zu sehen sind Modelle und Prototypen aus den unterschiedlichsten Materialien und in verschiedenen Massstäben – kontrastiert mit einer raumgreifenden L/B‑Installation, die den Miniaturen eine Bühne und Referenz bietet.
Als L/B arbeiten Sabina Lang (*1972) und Daniel Baumann (*1967) seit über 30 Jahren mit Fokus auf Kunst im öffentlichen Raum. Ihr Werk umfasst Installationen, Skulpturen, grossflächige Wand- oder Bodenmalereien, aufblasbare Strukturen und architektonische Interventionen. Die meisten ihrer Arbeiten sind ortsspezifisch und grossformatig. Die Ausstellung allerdings legt einen Fokus aufs Kleinformat und deren Modelle, anhand dieser das Thema Kunst im öffentlichen Raum untersucht wird – in der Ausstellung und diskursiv im Rahmenprogramm.
Vernissage:
1. Juli 2023
GAFFA
Geklebt, gesucht, gefunden, geschnitten, gezeichnet – GAFFA bringt zusammen, was nicht zusammengehört und sich doch unter einem Thema fassen lässt. Seit September 2016 veröffentlicht die Gruppe aus vier jungen Künstlern im Eigenverlag ein monatliches Magazin. Dario Forlin, Wanja Harb, Linus Lutz, Lucian Kunz entwerfen jede Ausgabe gemeinsam.
Nebst ihrer zweidimensionalen Kollaboration bringen sie ihre Ideen aber auch in den Raum, wie ihre Arbeit «Sluglife» zeigte: Nacktschnecken eroberten den Ausstellungsraum und hitnerliessen ihre Spuren. All ihren Arbeiten eigen: Das Resultat ist nie vorherzusehen und entzieht sich allen Zuordnungsversuchen zu einer Gattung oder Sparte.
Mit «GAFFA» präsentiert das Zeughaus Teufen eine Gruppenausstellung mit Dario Forlin (*1992), Wanja Harb (*1992), Linus Lutz (*1994) und Lucian Kunz (*1996). Die vier Kunst- und Kulturschaffenden sind in und um Teufen geboren oder aufgewachsen. GAFFA verkörpert die nächste Teufner Generation. Dieser junge Blick eröffnet Reflexion, direkten Austausch und Themen für zukünftige Positionen.