Agassiz: 
Wie die Land­schaft zu ihren Namen kommt

Zwischenstellung

29.10. – 9.11.
2014

Anhand des Gletscherforschers und Rassisten Louis Agassiz.
Wanderausstellung ergänzt mit Werken von Sasha Huber sowie
Materialien aus der Kantonsbibliothek AR.

Anhand des Gletscherforschers und Rassisten Louis Agassiz.

Wanderausstellung ergänzt mit Werken von Sasha Huber sowie 
Materialien aus der Kantonsbibliothek AR.

Der aus Môtier am Murtensee (Kanton Freiburg) stammende Pfarrerssohn Louis Agassiz (1807–1873) war Schüler in Biel und Lausanne, Student in Zürich, Heidelberg, München und Paris, Professor in Neuchâtel und Harvard. Er ist vor allem bekannt als Gletscherforscher und Fischkundler, aber auch als Kreationist und unbelehrbarer Gegner Darwins. In Amerika gründete er ein wichtiges Museum und Forschungsinstitute. Von seinem Ruhm im 19. und 20. Jahrhundert zeugen heute noch rund 60 Erinnerungsorte auf der ganzen Erde (Strassen, Plätze, Gletscher, Seen, Ortschaften und Berge), auf dem Mond und dem Mars, sowie mehrere nach ihm benannte Tierarten.

In den letzten sieben Jahren hat aber vor allem das zutiefst rassistische Weltbild von Louis Agassiz für Gesprächsstoff gesorgt. Der gläubige Christ war davon überzeugt, dass es nicht eine einzige Menschheit gebe, sondern verschiedene, getrennt entstandene «Rassen», dass es eine klare Hierarchie unter diesen «Rassen» gebe und dass die «weisse Rasse» zuoberst, die «schwarze Rasse» zuunterst auf dieser Stufenleiter zu sehen sei. Er propagierte Rassentrennung, ethnische Säuberung und die staatliche Verhinderung von «Mischlingen», also von Menschen wie dem heutigen US-Präsidenten Barack Obama. All dies war bis vor 10 Jahren in der Schweiz kein Thema.

Um «naturwissenschaftliche» Beweise für seine Theorie zu finden, liess Agassiz 1850 Plantagensklav*innen in South Carolina ablichten und arbeitete mit führenden Rassentheoretikern und Schädelforschern seiner Zeit zusammen. Auch seine Brasilienexpedition von 1865 hatte unter anderem zum Ziel, photographisches Material zu sammeln, welches die Minderwertigkeit von Nicht-Europäer*innen belegen sollte.

In der Schweiz hat sich am 3946 Meter hohen Agassizhorn an der Grenze zwischen den Kantonen Wallis und Bern eine Debatte entzündet, welche über die Forderung nach dessen Umbenennung schliesslich zur Erarbeitung einer Ausstellung in der Bergstation der Fiesch-Eggishornbach (VS) vom 29. Juni bis 19. Oktober 2013 durch den Historiker Hans Fässler (St.Gallen) und den Romanisten Hans Barth (Freiburg) führte.

Diese Ausstellung, welche jeweils durch Werke der schweizerisch-haitianisch-finnischen Künstlerin Sasha Huber ergänzt wird, hat nun über die Stationen Grindelwald/BE (2012), Eggishorn/VS (2013) und Grimsel Hospiz/BE (2014) Teufen erreicht, wo sie vom 26. Oktober bis 9. November 2014 als «Zwischenstellung» unter dem Titel WIE DIE LANDSCHAFT ZU IHREN NAMEN KOMMT zusammen mit Materialien aus der Kantonsbibliothek AR im Zeughaus ausgestellt ist.

Die Ausstellung eignet sich auch für Schulklassen ab der Sekundarstufe. Sie ermöglicht einen Einblick in das Wirken von Louis Agassiz und in seine Theorien, die bis zu den Rassenhygienikern der Nazis weitergewirkt haben.

Termine

  • Sonntag, 26. Oktober 2014, 14 Uhr: Vernissage
  • Sonntag, 9. November 2014, 14 Uhr: Streitgespräch mit Gottlieb F. Höpfli und Hans Fässler

Links und weitere Informationen