HARD COPY, SOFT COPY

Schriftmusterbücher des Teufner Niggli Verlags

2.11. – 9.2.
2025

3 Bilder

Das Forschungsprojekt HARD COPY, SOFT COPY von Marietta Eugster und Andreas Koller beleuchtet den Wandel in der Veröffentlichung, Verbreitung und Rezeption von einer Print- zu einer Digitalkultur, der sich in der Entwicklung der Schrift «Schmalfette Grotesk» von den 1950er-Jahren bis heute spiegelt. Die Herangehensweise bewegt sich von manuellen, textbasierten Suchmethoden zeitgenössischer Institutionen hin zu einem bildzentrierten Machine-Learning-Ansatz, um visuelle Artefakte in umfangreichen Digitalarchiven ausfindig zu machen.

Die Ergebnisse zeigen auf, dass die 1954 erstmals im Teufner Niggli Verlag veröffentlichte Schrift «Schmalfette Grotesk» des Schweizer Typografen Walter F. Haettenschweiler (1933–2014) weltweit in Printpublikationen präsent ist, wie die Schrift im Zusammenhang mit Bildern und im Gefüge von Seiten verwendet wird sowie die massgebende Rolle der Schrift in einem breiteren editorischen und gestalterischen Trend spielt.

Ein Büchertisch im Zeughaus Teufen zeigt die Publikation HARD COPY, SOFT COPY zusammen mit einer Auswahl an Typografie-Titeln aus dem Verlagsprogramm (1950–1988) des Teufner Verlegerpaars Ida und Arthur Niggli.

Walter F. Haettenschweilers «Schmalfette Grotesk» wurde erstmals im Schriftmusterbuch Lettera, Vol. 1: A Standard Book of Fine Lettering (hg. von Armin Haab und Alex Stocker, Teufen: Niggli, 1954) veröffentlicht. Die Lettera-Schriftmusterbücher gelten als Vorläufer heutiger digitaler Schriftanbieter und -vertriebe.

Dieser erste Lettera-Band von insgesamt vier erreichte sieben Auflagen in mehr als siebzig Ländern mit einer Gesamtauflage von rund 100’000 Exemplaren. Die Typografie erfuhr in dieser Zeit einen Wandel vom traditionellen Bleisatz über die Fotokomposition (1960er-Jahre) bis hin zum modernen Desktop-Publishing (1980er-Jahre). Dies führte zu einer Demokratisierung der Typografie, die es Verlagen, Redaktionen und Designer:innen ermöglicht, Schriften direkt, auch ausserhalb von Buchdruckwerkstätten, zu verwenden. Der massenmediale Print-Boom in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts markierte folglich den Beginn der «Ära des befreiten Buchstabens» («era of the liberated letter»).

 

Mit besonderem Dank an Heidi Eisenhut, Leiterin Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden, Trogen.

HARD COPY, SOFT COPY wurde im Rahmen der Haettenschweiler-Retrospektive im Museum für Gestaltung Zürich durchgeführt und gezeigt (Oktober 2022 bis Februar 2023). Die daraus hervorgegangene Publikation erschien anlässlich der Ausstellung und wurde im Frühjahr 2024 an der New York Art Book Fair lanciert.