GAFFA

Grenzen der Idylle

Das leise Treiben eines einsam vor sich hin tanzenden Rasenmähers, das rhythmische Zischen der automatischen Gartensprinkleranlage und hoch oben am Himmel zieht ein weit entferntes Flugzeug eine feine Spur. Die Gartenzwerge scheinen davon unbeeindruckt. Die Welt innerhalb der Thujahecken ist eine eigene. Der Blick dahinter ist verwehrt, was bleibt, sind Vorstellungen, Illusionen und nicht zuletzt Vorurteile.

Nostalgische Kindheitserinnerungen, eingegrenztes Kleinbürgertum oder endlich wahr gewordene Träume vom Privateigentum? In der Ausstellung «WHAT EVER GREEN» beleuchtet das Kollektiv GAFFA genau diese Grenzen, treffend eingefangen im Begriff der «Thuja». Der giftige Lebensbaum dient als Sinnbild. Thuja ist der kollektive Wunsch nach Idylle. Und gleichzeitig ihre Grenze.
Gekonnt setzt GAFFA genau diesen Fakt in ihrer Rauminstallation ein. Als Kollektiv kennen sie sich mit Illusionen aus. Und auch mit schön getrimmten, sorgfältig gepflegten, abgegrenzten Gartenbereichen. Die vier Ostschweizer Wanja Harb (*1992), Linus Lutz (*1994), Dario Forlin (*1992) und Lucian Kunz (*1996) haben sich damals in ihrem Wunsch nach einem eigenen Plattenladen gefunden, einem Ort der gemeinsamen Selbstverwirklichung. Der Boden der kollektiven und ergänzenden Interessen war gelegt, daraus erwachsen ist ein monatliches Zine. Die vier Kunstschaffenden aus den Bereichen Grafik, Kunst, Pädagogik und Illustration kleben, verzerren und brechen die Erwartungen. Dabei hinterfragen und verschieben sie Grenzen, gehen spielend daran vorbei oder setzen sie einfach neu. Sie verstehen ihr Handwerk, agieren wie geschickte Gärtner mit der Gartenschere, greifen zur Motorsäge, lassen Ideen wachsen und kreieren so immer wieder neue, unterhaltsame Einblicke und Zusammenhänge. Mit Faszination, vielleicht auch mal mit an Überforderung grenzender Verwirrung, entdeckt Mensch immer wieder die Liebe zum Detail, das verbindende Element eines geteilten Unterfangens.

Vielleicht sind es der Wunsch nach kollektiven Illusionen, Erzählungen von hinter der Hecke, die Neugierde und das Verstehen von Grenzen, die das Kollektiv GAFFA mit der Thujahecke verbindet. Es ist keine Abgrenzung, sondern die Einladung, diese Grenzen der Idylle neu zu gestalten.

Der Schriftsteller Arnon Grünberg liess sich von der Frage, was hinter der Hecke geschehen könnte, zu einer eigens für die Ausstellung verfassten Kurzgeschichte inspirieren – zu lesen als Saaltext.